Unser erster Tag, der ausschließlich unserem Vergnügen diente. Am Morgen hatten wir eigentlich vor, schön auszuschlafen. Doch daraus wurde leider nichts. Ich will nicht behaupten, dass ich der geborenen Frühaufsteher bin, aber ab 6 Uhr konnte ich wieder hellwach und Jule und Carina ging es glücklicherweiseähnlich. Wir mutieren zu richtigen Laptopnerds, dauernd hängen wir davor, um Mails zu schreiben, Blogeinträge zu kreieren oder Fotos hochzuladen. Punkt für euch! ;) So also auch gestern um 6 Uhr morgens. Eine Internetverbindung gibt es nach wie vor nicht in unserem Zimmer, so dass wir auf Annas und Andis Goodwill angewiesen sind, uns ein kleines bisschen zu rutschen und die eine oder andere Steckdose zu räumen.
Gegen 13 Uhr sind wir dann aufgebrochen, alle gut mit Fotoapparat und massig Akkus ausgerüstet. Das Vella de la Luna wurde uns von den Bolivienfreiwilligen, die wir in der Botschaft getroffen haben, wärmstens empfohlen. Also nichts wie hin!
Der Name bedeutet so viel wie Mondtal und wirklich, die Felsen und Steine machen einen tatsächlich glauben, man spaziere über den Mond. Dabei sind sie lediglich durch Erosionen entstanden.
Als wir ankamen, prallte die Sonne mit aller Kraft vom Himmel. Unten in La Paz war es zwar warm und sonnig, doch mit hier oben definitiv nicht zu vergleichen. Super, alle ohne Käppi oder Sonnencreme. :D So gleich gerieten wir in die Fänge eines Quena –Spielers, der uns eines der traditionellen Instrumente andrehen wollte. Besonders an Carina hat er einen Narren gefressen und sie in die hohe Kunst des Quena-Spielens eigeweiht hat. Zum Schluss kamen sogar ein paar Töne heraus. :D
Es gibt zwei Wege durch das Tal, einen kurzen (15 Minuten) und einen langen (45 Minuten). Wir haben uns für den längeren entschieden, was Jule und ich noch schwer bereut haben. Nein, der Weg durchs Tal ist kein gemütlicher Spazierpfad. Der ist richtig anstrengend!! Es geht hoch und runter, über Brücken, die nicht besonders stabil aussehen und Treppen, bei denen man am Ende ganz verwundert ist, dass sie NICHT eingebrochen sind und man immer noch lebt (und die nächste Treppe erklimmen darf). Wir haben unendlich viele Bilder gemacht, die im Grunde alle total gleich aussehen: Steine eben.
Unten habe ich ein paar Bilder hochgeladen, auch die von der Taxifahrt zum Vella de la Luna. Carina konnte gar nicht aufhören, durch die Scheiben auf die Straßen zu fotografieren und mir ging es nicht anders. Leider sind meine Bilder absolut nichts geworden, weil meine Kamera mit dem grellen Licht hier nicht klar kommt. Dafür konnte ich aber ein paar Fotos von Jules Spiegelreflex ergattern. JJ
Taxifahren ist hier übrigens immer ein kleines Wagnis, je nach dem, an welchen Taxifahrer man gerät. Auf der Hinfahrt ging es grundsätzlich bergab und „bremsen“ schien unserem Chauffeur ein Fremdwort. Dafür hallte es in meinem Kopf umso lauter. L Genauso das Schalten auf der Rückfahrt. Dieser Fahrer legte einen ganz eigenen Stil an den Tag und trieb die Tachoanzeige der Motorumdrehung bis zur 5. Ich auf der Rückbank habe zwar mein Bestes versucht, ihn telepathisch daran zu erinnern, dass er gerne einen anderen Gang benutzen darf, bin aber kläglich gescheitert und weiterhin tausend Tode gestorben, in der Angst, der Motor würde uns gleich um die Ohren fliegen.
Es folgte eine kurze Duschpause – na, was heißt kurz. Wir hatten zum ersten Mal seit unserer Ankunft warmes Wasser und das musste natürlich ausgekostet werden! :D
Schließlich machten wir uns auf zum Markt. Die Straßen waren voll mit kleinen Stünden, vor denen meist eine hutzelige Frau saß. Und es wurde wirklich alles verkauft! Als hätte man die Regale im Supermarkt auf die Straße davor verlegt, gab es einerseits natürlich Obst und Teigtaschen wie üblich, aber auch Schuhe, Sportbekleidung, Handys, Zahnbürsten, Schreibutensielen und Schmuck zu kaufen. Vor allem kann man aber richtig gut handeln! Klar, zuerst wollen sie die Bleichgesichter über den Tisch ziehen, aber nicht mit uns, haha! Ich hab jetzt einen super weichen Poncho und das gerade mal für 90 Bolis, also 9€. Ich bin schon ein bisschen stolz. J
Eine Besonderheit ist der Hexenmarkt hier in La Paz. Neben Gewürzen kann man z.B. auch tote Lamafoeten erstehen… Inspirierend. L Die Leute benutzen sie meistens als Opfergaben, wenn sie neue Gebäude einweihen oder ähnliches. Und gestunken hat es!!! Richtig schlimm! Aber das ist nichts Ungewöhnliches in Bolivien.
Trotz allem haben wir uns den Appetit nicht verderben lassen und eine Pizza in Größe eines Wagenrades verdrückt. Zurück ging es dann durch das nächtliche La Paz, und ich war wieder einmal froh, nicht allein unterwegs zu sein!