ich beschwere mich nie wieder über die Deutsche Bahn! Nicht, nachdem ich einen Höllenritt über 12 Stunden hinter mir habe. Verspätung,unfreundliches Personal, alles gar kein Problem im Gegensatz zu dem, was wir hinter uns haben.
Dabei fing die Fahrt so lustig an!! Vor Carina und mir saß eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn, der vielleicht 1,5 Jahre war. Zu dem Zeitpunkt war das Gehopse noch erträglich und der Gestank noch nicht so krass. Und Carina und ich haben uns die Zeit damit vertrieben, dem kleinen Juan (so haben wir ihn getauft, eigentlich heißt er Carlos) Grimassen beizubringen. Er fand das sehr witzig (wir übrigens auch!!! J ) und hat immer wieder über den Sitzrand gelugt. Seine Mutter war eher weniger begeistert….irgendwie wollte sie, dass er schläft. Eine Sache, mit der Juan, Carina und ich nicht einverstanden waren. Zur allgemeinen Beruhigung haben wir ihm dann beigebracht, einen Kussmund zu machen. Obwohl die Schlabberzunge und die Schweinenase unsere absoluten Favoriten sind! Zugegeben, die Naser trifft er nicht immer, aber ich denke jeder versteht, was er ausdrücken will. J Zum Dank hat Juan dann sein Brot mit uns geteilt. Beziehungsweise mit seinen großen braunen Kulleraugen so lange gebettelt, bis wir es angenommen haben (Carinas Kommentar: Ich will auch ein bolivianisches Baby!!). Juan und wir lagen einfach total auf einer (Mentalen-)Länge! :D Er hatte genauso Probleme mit Spanisch wie wir und von daher konnten wir uns prima unterhalten. Er wohnt in Santa Cruz, und sein Papi wartet dort auf ihn. J
Aber dann wurde es irgendwann richtig schlimm! Die Straße bestand nur aus Löchern und Steinen, sodass man mit dem Allerwertesten die halbe Zeit 5 Zentimeter über der Sitzfläche schwebte. Wie die Wackeldackel schlackerten wir mit allem, was wir hatten und wäre ich nicht so unglaublich schlecht gelaunt gewesen (auf Dauer war das Gehopse einfach nicht mehr schön), hätte ich mich vor Lachen kaum halten können. Trinkversuche scheiterten jämmerlich und man endete entweder mit einer nassen Hose oder einer angeschlagenen Lippe. An Schlaf war überhaupt nicht zu denken. Anna hat es mit Schlaftabletten versucht, aber abgesehen davon, dass sie dem ganzen Chaos wesentlich gelassener entgegensehen konnte, änderte das überhaupt nichts.
Irgendwann war auch der Gestank unerträglich. In Gedanken sah ich mich schon alle mich umgebenden Menschen mit Duftbäumchen und Brise-one-Touch an Beinen und Armen ausstatten, als Carina auf die glorreiche Idee kam, ihr Deo im Bus zu versprühen. Aber leider half das auch nur kurzfristig. Wir hatten einen Punkt erreicht, an dem wir einfach nur noch wollten, dass die schreckliche Fahrt ein Ende nimmt.
Und so war es dann auch zum Glück nach gefühlten tausend Stunden Schüttelshake. Dafür mussten wir dann 2 Stunden am Terminal warten, ehe wir abgeholt wurden. Als die Schwestern dann kamen, haben wir uns zu 5 samt Gepäck in ein Taxi (kein Radiotaxi, die Schwestern lieben die Gefahr) gequetscht und zu unserer Unterkunft gefahren. Wir leben im Moment in einer Art Schwesternhostel. Eine Familie wohnt nebenan und wenn niemand hier ist, wacht der Mann über die drei Räume.
Carina haben wir gestern allein zum Flughafen gebracht. Es war echt total traurig zu sehen, wie unsere Gruppe immer kleiner wird. Jule und Andi waren zu dem Zeitpunkt noch in Sucre und so bleiben jetzt nur noch Anna und ich. Als wir uns auf den Rückweg vom Terminal gemacht haben, war es schon stockfinster und eine kleine zittrige Stimme in Kopf erinnerte mich die ganze Zeit daran, wie oft uns eingeschärft wurde, in unbekannten Städten bloß nicht im Dunkel rauszugehen. Vor allem weil Anna und ich, knauserig wie wir sind, mit dem Micro gefahren sind. Micros sind die mini-Busse, die es in ganz Bolivien gibt. Sie fahren eigentlich zu jeder Uhrzeit, an jedem Tag (außer wenn internationaler Tag der Busfahrer ist natürlich). In Sucre sind wir auch schon mit Schwester Feli damit gefahren, von daher war uns das Prinzip vertraut: Man stellt sich an den Straßenrand oder eben wenn nötig auf die Straße selbst und winkt den Micro seiner Wahl heran. Es scheint dabei keiner genau zu wissen, wann welcher Micro wann genau fährt. Man stellt sich einfach hin und wartet. Und winkt. Aber weil die Teile ständig fahren, ist das auch überhaupt kein Problem. Und so haben Anna und ich unser erstes kleines Abenteuer erlebt.
Schwester Hilde (das ‚h‘ spricht man nicht aus, also Schwester Ilde) hat uns mit zum Markt genommen und uns ein bisschen durch die Straßen geschleppt. Mein Eindruck von Santa Cruz-… nun ja, eine typische Großstadt eben. Mehr sag ich dazu nicht. :D
heute, genauer gesagt in ein paar Stunden, geht es für Anna und mich mit den Schwestern nach Trinidad. Sie sind aus Santa Anna (Annas Stelle) angeresit, weil hier irgendeine Schwesternversammiung war.
Yammy, gerade gab es hier Abendbrot und dazu Mandarinen, die so groß waren, wie Orangen!!! Muy rico! J
Haha, Schwester Ilde prophezeit Anna dauernd ihren baldigen Tod, wenn sie nicht endlich ihr Vegetarierdasein aufgibt. :D Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt (also dass Anna stirbt ;))