S p e n d e n b i t t e

Seminare, Visagebühren, Flug, Auslandskrankenversicherung und und und. Das alles sind Kosten, die mein Auslandsjahr mit sich bringt. Ein Teil wird von der Entsendeorganisation bezahlt, ein anderer durch die staatliche Förderung von weltwärts, sowie von dem Freiwilligen, also mir, selbst und letztendlich übernimmt auch der Solidaritätskreis einen Teil.

Der Solidaritätskreis setzt sich aus Menschen, Institutionen und Firmen zusammen, die mich sowohl mental als auch finanziell unterstützen. Mental geschieht dies durch Mails, Briefe und Rundschreiben, die mir helfen, den Anker nach 'Zu Hause' nicht zu verlieren und finanziell durch Spenden, die in jeder Betragshöhe und zu jeder Zeit gegeben werden können (natürlich sind sie von der Steuer absetzbar!! ;)).

Beide Seiten sind sehr wichtig für mich und deshalb frage ich euch: Wollt ihr mein Solidaritätskreis sein? 

Informationen zu den Bankdaten und eine ausführlichere Erklärung findet ihr in meinem Soli Flyer, hier im Blog.
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Montag, 14. November 2011

Meine erste Reise :)


Es war an der Zeit, einen Tapetenwechsel vorzunehmen. In Begona ist mir nach 2 Monaten die Decke auf den Kopf gefallen und da konnte auch ein Trinidad-Besuch keine Abhilfe mehr schaffen.
Deshalb bin ich auf und davon zu Carina nach San Ignacio. Carina ist ebenfalls MaZ’lerin der Pallottinerinnen und arbeitet in im Kinderhort „Taneneka“. San Ignacio ist ein kuscheliges Städtchen nahe Santa Cruz.
Von Trinidad ging es nach Santa Cruz, von Santa Cruz nach San Ignacio, also 2 Nächte in der Flota. Dementsprechend müde war ich auch, als ich in Und weil sich mein Handy in den letzten Sekunden mit Empfang dazu entschieden hat, kaputt zu gehen, kam es zu einem riesen Missverständnis zwischen Carina und mir. Ich konnte sie nicht erreichen und sie dachte, ich wäre immer noch im Funkloch vor San Ignacio. Langer Rede, kurzer Sinn: ich stand um 6 Uhr morgens allein an der Haltestelle, in einer Stadt, die ich absolut nicht kannte.  Doch zum Glück sind die SanIgnacioaner ausgesprochen morgenmunter und absolut hilfsbereit. Auch dann, wenn man selbst nicht um Hilfe bittet, weil man viel zu sehr mit verzweifeln beschäftigt ist (so wie ich in diesem Augenblick). Deshalb haben sie – sie, das waren 2 Marktfrauen und ein älterer Herr mit Fahrrad –  das Ganze selbst in die Hand genommen und alle vorbeifahrenden oder –gehenden Leute nach dem Kinderhort mit der deutschen Freiwilligen gefragt. Doch leider konnte niemand eine genaue Auskunft geben. Also ging es dann zum Radio (nicht meine Idee, obwohl sie doch brillant war). Der Herr mit Rad ist neben dem Moto-Taxi hergefahren, damit ich auf dem Weg von der Haltestelle zum Radio nicht verloren gehe. ;) Am Radio angekommen gab es dort wirklich einen Mann, der einen Kinderhort mit deutscher Freiwilligen kannte – und mich kurzerhand mit seinem Motorrad hingefahren hat. Normalerweise wäre ich niemals zu einem fremden Mann aufs Motorrad gestiegen! Aber in dem Augenblick hatte ich erstens keine andere Wahl und zweitens hatten genug Leute gesehen, dass er mich zur Taneneka fahren wollte. Obwohl es wirklich ein bisschen riskant war.
Andererseits, hätte das jemand in Deutschland gemacht? Sie um eine totale Fremde gekümmert? Einfach so? Und dabei so viel Initiative gezeigt? Ich weiß noch nicht mal, ob ich es getan hätte oder ob es mir überhaupt aufgefallen wäre.
Jedenfalls hatte ich von da an die San Ignacio tief ins Herz geschlossen. J So nette Menschen!! J Diese Meinung hat sich weiterhin gehalten und immer wieder bestätigt.
Im Kinderhort angekommen haben mich die „Tias“ (die Erzieherinnen) gleich in Empfang genommen und mich zum Frühstück eingeladen. Echt total liebenswert! Ich hab mich vom ersten Moment super wohl gefühlt. J Carina kam dann auch irgendwann und so konnte es losgehen.
Wir hatten jeden Tag volles Programm: bis 16.30 Uhr Kinderbetreuung und danach gab es weiter jede Menge Aktion. Marktbesuche, Einladungen zum Schildkröteessen, Mangopflücken, Treffen mit den anderen Freiwilligen (sind in San Ignacio wie Sand am Meer zu finden), einen 15. Geburtstag, ein Schultheaterbesuch und noch viel viel mehr.
Für die Woche habe ich bei Dona Sonja geschlafen, sie ist der Knotenpunkt aller Freiwilligen der Stadt und ihre Tür steht für alle offen. Ich habe die wirklich total lieb gewonnen in der kurzen Zeit. Genauso ihren kleinen verspeilten Hundewelpen Scotty und den bissigen Papageien Lorenzo.
Für die Kinder der Taneneka war ich ab dem zweiten Tag bereits „Tia Giulie“, habe beim Anziehen und Schaukelanschupsen geholfen und mit Dona Vicky, der Köchin Kekse gebacken. Sie ist wirklich eine Koryphäe auf ihrem Gebiet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, mich bis zum Gehtnichtmehr zu päppeln.
Aber natürlich hatte ich mehr Freizeit als Carina, die ab 7 Uhr morgens parat stand, um die Kinder zu begrüßen. Soo früh habe ich es ehrlich gesagt nicht geschafft. Immerhin musste ich ja noch mit Dona Sonja frühstücken. ;)
Einen kleinen Tiefpunkt gab es allerdings. Mir und auch  Dona Sonja sowie Carina war es völlig unbekannt, dass man als Gringa zu Beginn seines Südamerikaaufenthalts keine ganze Mango essen darf. Resultat waren fürchterliche Bauchschmerzen. :-/ Aber die waren schnell wieder vergessen, dafür sorgten Dona Sonja und all die anderen lieben Seelen um mich herum.
Zum Abschluss der San Ignacio-Reise ging es mit Carina nach Santa Cruz. Sie hat sich eine Gitarre gekauft und gemeinsam haben wir uns die Bäuche mit österreichischer Schokotorte bei „Fridolin“ vollgeschlagen. :)
Dann hieß es leider auch von Carina Abschied nehmen. :( Von den Tias, Dona Sonja und den Kindern hatte ich bereits in San Ignacio verabschieden müssen. Aber ich habe versprochen wiederzukommen! Und ich freue mich schon riesig darauf, mein Versprechen in die Tat umzusetzen. J:)

Bichos in Begona

Mittlerweile bin ich super ausgerüstet für das Campo-Leben. Seit Neuestem kann ich nämlich eine Dose Anti-Bicho-Spray mein Eigen nennen. „Bichos“ nennt man hier Krabbenviehcher aller Art, ob Käfer, Würmer, kleine Spinnen oder Kakerlaken. Und mit meinem neuen Spray werde ich ab sofort zum tollkühnen Bicho-Jäger und kann endlich wieder in Ruhe schlafen – ohne Angst haben zu müssen, dass ein Bicho-Tier in mein Bett krabbelt. J Ich bin zwar mittlerweile dazu übergegangen, das Moskitonetzt unter der Matratze festzustecken, aber man weiß ja nie!!
Was ich gegen die Mäuse und Frösche mache, weiß ich allerdings noch nicht. :/ Bis ich einen Plan gefasst habe, werde ich mich vermutlich damit begnügen müssen, mich ihrer Gesellschaft zu erfreuen.
Im Badezimmer hauste bis vor kurzem eine dicke Kröte. Das Gute: ich habe nicht geschrien, worauf ich schon ein bisschen stolz bin.
J Ich habe sie Erik genannt, ich bin nämlich felsenfest davon überzeugt, dass es sich um einen Kröterich handelt. Er sitzt stundenlang auf dem Klo und verbringt den Rest des Tages zwischen den Wassereimern. Irgendwann hat Erik seinen Weg zur Tür hinaus gefunden und blieb noch für ein paar weitere Tage im Flur zwischen den Reifen hocken. Jetzt ist er aber wieder draußen, zumindest habe ich ihn weder gehört noch gesehen. Ich hoffe wirklich, dass er hat es bis zum Posso, dem kleinen Tümpel, der sich zur Regenzeit im Rücken des Internats bildet, geschafft hat und nicht den Hühnern zum Opfer gefallen ist.
Die begonanischen Hühner haben die Lizenz zum Töten, ehrlich wahr! Selbst die Katzen haben Angst vor ihnen und warten respektvoll bis die Hühner sich an den Resten des Mittagessen gütlich getan haben, ehe sie selbst zu fressen beginnen. Aber nicht nur die Katzen haben unter dem Federvieh zu leiden. Die Menschen ebenso. Es mag vielleicht eine wildromantische Vorstellung sein, von Sonnenschein und Hahnenschrei geweckt zu werden. Aber dabei belassen es die beiden Krackeler ja nicht. Quatsch, wieso auch. Ist doch viel schöner mitten in der Nacht geweckt zu werden. Oder um 3 Uhr morgens. Dann hat man endlich mal Zeit für all die Dinge, zu denen man tagsüber nicht kommt. :-/
Aber abgesehen von angriffslustigen Hühnern und Hähnen ohne Zeitgefühl gibt es auch immer Momente, in denen man denkt „wow, es ist absolut schön hier“.

"Ahorita"

Das Leben in Begona bringt zwar jeden Tag neue Herausforderungen mit sich, doch gibt es nicht viel Spannendes zu berichten. Es wird gebacken, bewacht, geschimpft, gelacht, gewaschen und gelernt. Letzteres sollte zu Zeit vielleicht etwas intensiviert werden, wo doch die Jahresabschlussprüfungen bevorstehen. Allerdings scheint das die Kinder nicht allzu sehr zu interessieren, da kann ich predigen wie ich will. „Nixon aber du musst deine Hausaufgaben machen“ „Ich komme später wieder, ahorita“. Und damit ist er dann auf und dann von. Seine Hausaufgaben macht er natürlich nicht, auch nicht „ahorita“.
„Ahorita“ scheint eh das Lieblingswort eines Jedermann zu sein. Es bedeutet so viel wie „später“ oder „gleich“. In meinem bolivianischen Wörterbuch (bolivianisches Spanisch ist nicht gleich spanisches Spanisch^^) steht als Anmerkung dahinter „es kann dauern“. Mh das habe ich gemerkt, nur leider ist „es kann dauern“ ein genauso dehnbarer Ausdruck wie „später“. Beim ersten Mal, als ich mit „ahorita“ abgespeist wurde, hat es etwa 10 Minuten gedauert, ein anderes Mal waren es mehrere Stunden und letztlich meinte man „jetzt sofort“ damit.  Kein Wunder, dass ich nicht pünktlich bin bei diesen Zeitangaben! Aber das ist eben Bolivien, daran muss man sich gewöhnen und irgendwann fällt es einem gar nicht mehr auf. Vermutlich wird man es sogar irgendwann vermissen.

Samstag, 8. Oktober 2011

„Subjuntivo“ – „Was sagst du, Senorita?“

Kurios, mit wie wenig Spanisch man so weit kommen kann und trotzdem noch total hilflos ist. Tägliche Missverständnisse reiben mir das immer wieder unter die Nase.
Gestern zum Beispiel habe ich all meinen Mut zusammen genommen und habe mit voller Überzeugung einen – meiner Meinung nach – super spanischen Satz losgelassen. Ich war mir echt zu 100 Prozent sicher, dass er von vorne bis hinten richtig war und über das Kindergarten-, ach Quatsch, Krabbelgruppenspanisch hinausginge, das ich sonst von mir gebe. Super zufrieden und unglaublich stolz auf mich selbst habe ich dann Achtung heischend in die Runde geblickt und fand mich Aug in Aug mit Unverständnis. Irgendein Mädchen hat sich dann ein Herz gefasst, und gefasst und gefragt, warum ich denn so komisch reden würde „Was sagst du da, Senorita?“. Ich habe den Satz dann noch einmal wiederholt, diesmal mit weniger Überzeugung. Und wieder hat man mich angeguckt, als würde ich grunzen und quacken. Ich bin ja selbst kein Freund des Subjuntivo (das ist so ein unglaublich überflüssiger Modus des Spanischen), aber in diesem Satz war er absolut garantiert angebracht! Hier scheint mich aber keiner zu verstehen. Deshalb bin ich ab diesem Zwischenfall wieder zu meinen Infinitivformen zurückgekehrt. So hält man mich vielleicht für semiintelligent, aber wenigstens blamiere ich mich nicht.
 Am Abend habe ich meinen gewohnten Platz zwischen meinen Schützlingen eingenommen. Und wie üblich galt meine erste Frage dem Essen. „Schemckt’s dir?“.Wenn ich mindestens drei einigermaßen überzeugte „Sí“s ernte, nehme ich mir auch etwas davon, ansonsten bleibe ich bei Brot und Wasser.
Bei der Antwort war diesmal ich diejenige, die Unverständnis gezeigt hat. „Hay Appi“ (Es gibt Appi). Was bitte???!! Zuerst dachte ich, sie würden mich wieder ärgern wollen. Immer, wenn ich etwas mache, was ihnen nicht in den Kram passt (sie an irgendwelche Aufgaben erinnern zum Beispiel), ergießen sie sich in einem Schwall des trinidadischen Dialekts. Neben dem Tropendialekt, der auf das „s“ verzichtet, gibt es noch einen anderen, den ich noch weniger verstehe. Hätte wirklich nicht gedacht, dass das möglich sein könnte, aber ich verstehe echt kein Wort. Es klingt wie „taptaptrabatabschnappkap-schnap“ und erinnert mich immer an diesen nervigen Schni-Schna-Schnappi Ohrwurm.
 Kein Wunder also, dass ich bei „Appi“ gleich an Schnappi denken musste und meine Biester mit relativ genervter Stimme daran erinnert habe, dass ich den Dialekt nicht verstehe „Sprecht anständig mit mir!“. Allerdings habe ich sie völlig zu Unrecht angefahren. „Appi“ ist nämlich der Name eines Getränkes hier. Es wird aus lila Mais hergestellt und wenn man nicht genau hinschaut (so wie ich), hält man es für dickflüssigen Kakao. Laut meiner Schützlinge schmeckt Appi „in anderen Häusern ja, hier nicht“. Davon wollte ich mich selbst überzeugen und habe mir auch etwas lila Sirup in meine Tasse füllen lassen. Es ist nicht übel. Aber wie alles andere hier auch sehr süß  und abgesehen von dieser Eigenschaft relativ nichtssagend.
Aber zu Wasser-Zucker-Kakao ist Appi eine willkommene Abwechslung.

Meine neueste Aufgabe ist übrigens das Medizinverteilen. Allerdings nur an zwei Kinder. Das Geschwisterpaar ist krank von Zuhause zurückgekommen, weshalb die Mutter ihnen Medizin mitgegeben hat. Obwohl diese Medizin der größte Witz ist. Das Mädchen bekommt 3 Mal täglich einenFlaschendeckel voll mit „nervenstärkenden Saft“ und der Junge Schnaps. Ich dachte echt, ich werde nicht mehr. Wer gibt einem 7 Jährigen bitte Schnaps???
 Richtig erstaunt war ich allerdings, als auf einmal der ganze Tisch Kinder ankam und sich ebenfalls über Kopfschmerzen beklagt hat. Auf meine Frage, was ihnen denn helfen würde, habe alle mit lüsternem Blick auf die Schnapsflasche gezeigt. Ich wusste beileibe nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich habe mich für den schockierten Blick entschieden und den Schnaps schleunigst wieder in meinem Zimmer eingeschlossen.