S p e n d e n b i t t e

Seminare, Visagebühren, Flug, Auslandskrankenversicherung und und und. Das alles sind Kosten, die mein Auslandsjahr mit sich bringt. Ein Teil wird von der Entsendeorganisation bezahlt, ein anderer durch die staatliche Förderung von weltwärts, sowie von dem Freiwilligen, also mir, selbst und letztendlich übernimmt auch der Solidaritätskreis einen Teil.

Der Solidaritätskreis setzt sich aus Menschen, Institutionen und Firmen zusammen, die mich sowohl mental als auch finanziell unterstützen. Mental geschieht dies durch Mails, Briefe und Rundschreiben, die mir helfen, den Anker nach 'Zu Hause' nicht zu verlieren und finanziell durch Spenden, die in jeder Betragshöhe und zu jeder Zeit gegeben werden können (natürlich sind sie von der Steuer absetzbar!! ;)).

Beide Seiten sind sehr wichtig für mich und deshalb frage ich euch: Wollt ihr mein Solidaritätskreis sein? 

Informationen zu den Bankdaten und eine ausführlichere Erklärung findet ihr in meinem Soli Flyer, hier im Blog.
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Samstag, 1. Oktober 2011

Reina de Primavera


Meiner erste spanische Fiesta! Während zu Hause der Herbst beginnt, fängt an diesem Ort der Frühling an. Ganz klarer Fall, eine Frühlingskönigin muss her. Deshalb haben sich die Mädchen aus der Schule super chick herrausgeputzt, Prinzessinenkleider angezogen und sich geschminkt. Vor dem Templo standen sie dann aufgereiht, wie bei einer Misswahl und während eine Schwester ihre Namen aufgerufen hat, sind sie Kusshändchen werfend und winkend über die Wiese gestöckelt. Es war schnell klar, welches Mädchen bei welchen Jungen besonders gut ankommt, nicht zu übersehen und bestimmt nicht zu überhören. Danach konnte man dann “seine” Frühlingskönigin wählen, indem man Geld für sie gespendet hat – nicht viel, ein paar Cents. Bei den Mädchen aus dem nahegelegenen Dorf ist die ganze Familie gekommen, um ihrem Prinzesschen zuzujubeln. Die Mädchern aus dem Internat waren alleine- abgesehen von mir und den Donas. Das hat mir so leid getan, dass ich versucht habe, lauter zu jubeln, als alle Familien zusammen.
Als die Frühlingskönigin dann feststand, ein Mädchen, dessen Eltern besonders viele Centos gespendet hatte, gab es Mittagessen auf der Wiese – Hühnerbeinsuppe, wie gewöhnlich. Also saß ich mit meiner kleinen Sympathisantengruppe auf dem Gras, inmitten von Kühen, habe mich um die Hühnerbeine gemogelt und dem Treiben um mich herum zugeschaut.
Am Abend wurde dann getanzt. Dazu wurde der Comedor antiguo, der sonst als Brotbackstätte oder Fernsehsaal genutzt wird, freigeräumt und die Schwestern haben ihren CD-Player aufgebaut. Natürlich nur bolivianische Lieder, so viel Patriotismus musste sein. Und dann sollte getanzt werden. Die Mädchen waren ganz wild darauf, die Jungs haben sich anfangs auf die umstehenden Bänke verdrückt. Und ich hatte keine Wahl. Klar, ich kann tanzen. Das ist nicht das Problem. Aber ich ziehe es nicht unbedingt vor, die Allererste auf der Tanzfläche zu sein, im gleißenden Licht von allen Neonröhren, die man nur auftreiben konnte, angestarrt von allen. Aber meine Sympathisantengruppe hat mich kurzerhand einfach hinterhergeschleift und da stand ich nun. Und wäre am Liebsten im dreckigen Boden versunken. Einem Mädchen hatte ich aus Spass vorher Discofox und Tschatschatscha gezeigt und das hat mich dann gerettet, zumindest vorerst. Tja, hätten die wohl nicht gedacht, dass wir auch so tanzen können. Zu allem Überfluss mussten sie das auch lautstark kundtun, weshalb ich mich ganz schnell wieder auf meine Bank verkrümeln wollte. Aber nichts da, einmal Blut geleckt, wollten sie immer mehr Drehungen lernen und so wurde nichts aus meinen heimlichen Rückzugsplänen.
Die Jungs haben mich letztlich gerettet. Wahrscheinlich konnten sie es einfach nicht ertragen, dass zwei Mädchen miteinander tanzen, und so war ich aus dem Schneider, bzw. zurück auf meiner geliebten Bank.
Meine Päarchentheorien haben sich dabei mehr als bewahrheitet. Meine sonstiger Sitzplatz in der Küche ist mir ein guter Beobachtungsposten und ich habe voll im Blick, wer wann mit wem seine allabendliche Runde um den Wohntrackt dreht. Ziemlich frühreif die Bolivianer! Manche haben nicht nur einen Spaziergefährten, sondern gleich 4 oder 5. Das wechselt dann alle paar Tage, bis wieder der erste an der Reihe ist. Den Donas gefällt es nicht, wenn sie sie Händchen halten sehen. Ich bin da relativ tolerant. Solange gewisse Grenzen nicht überschreiten, habe ich nichts gesehen.
Obwohl das mit den Grenzen hier so eine Sache ist. Letztens sind zwei Mädchen abends abgehauen, um sich heimlich an der Schule mit Jungs zu treffen. Sie sind zwar erst 11 und 12, aber ich stimme den Donas zu. Da war bestimmt mehr als Händchenhalten! Schneller als sie gucken konnten, waren sie wieder im Internat und hielten Besen und Schrubber in den Händen. Da kennen die Donas kein Pardon. Aber wie gesagt, ich kann ihre Befürchtungen nur zu gut nachvollziehen. Das Thema Aufklärung scheint hier wenn überhaupt nur hinter vorgehaltener Hand besprochen zu werden. Vielleicht müssten sie sich keine so großen Sorgen machen, wenn sie die Dinge direkt ansprechen würden. Aber Bolivien ist eben sehr katholisch, auch wenn das meiner Meinung nach keine Entschuldigung ist.

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