S p e n d e n b i t t e

Seminare, Visagebühren, Flug, Auslandskrankenversicherung und und und. Das alles sind Kosten, die mein Auslandsjahr mit sich bringt. Ein Teil wird von der Entsendeorganisation bezahlt, ein anderer durch die staatliche Förderung von weltwärts, sowie von dem Freiwilligen, also mir, selbst und letztendlich übernimmt auch der Solidaritätskreis einen Teil.

Der Solidaritätskreis setzt sich aus Menschen, Institutionen und Firmen zusammen, die mich sowohl mental als auch finanziell unterstützen. Mental geschieht dies durch Mails, Briefe und Rundschreiben, die mir helfen, den Anker nach 'Zu Hause' nicht zu verlieren und finanziell durch Spenden, die in jeder Betragshöhe und zu jeder Zeit gegeben werden können (natürlich sind sie von der Steuer absetzbar!! ;)).

Beide Seiten sind sehr wichtig für mich und deshalb frage ich euch: Wollt ihr mein Solidaritätskreis sein? 

Informationen zu den Bankdaten und eine ausführlichere Erklärung findet ihr in meinem Soli Flyer, hier im Blog.
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Samstag, 8. Oktober 2011

Meine Straeflinge und ich

Es ist unvorstellbar, wer hier alles gerade bestraft wird! Und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Einige sind (mal wieder) nachts ausgebrochen, diesmal, um sich Früchte zu klauen, andere haben das Schulgelände verlassen, um zum Karaokebar-Restaurant-Geschäft zu gehen, wieder andere haben im See gebadet (was total gefährlich ist, wenn man die Schlangen dort drin bedenkt) und ein anderer Teil hat einfach seine Suppe nicht essen wollen.
Mittlerweile bin ich der Einfachheit halber dazu übergegangen, mir zu notieren, wer nichtbestraft wird. Wo man eigentlich annehmen sollte, dass die Sträflinge sich schämen, ist das genaue Gegenteil der Fall. Die braven Kinder nuscheln mit beinahe schamesrotem und gesenktem Kopf etwas vor sich, was mir sagen soll, dass sie nicht bestraft werden, während die anderen mir stolz ins Gesicht lachen.
Fast würde ich behaupten, sie starten eine Rebellion von unten und benehmen sich absichtlich daneben.
Allerdings habe ich so auch eine Woche Pause von meinem Oficio-Chaos. Das macht in meinem Kopf nämlich immer noch keinen Sinn. Ich will Gesetzmäßigkeiten und Regeln! Und was bekomme ich? Einen Haufen bolivianische Intuition. -.-
Eine Sträflingsgruppe muss nämlich die kompletten Oficios morgens und der andere Trupp die Runde am Nachmittag übernehmen. Die anderen dürfen in der Zeit spielen. Und auch für mich ist es ein Kinderspiel; ich habe nicht mehr 50 Kinder, denen ich hinterher laufen muss, sondern nur noch 8.
Tja und weil so nicht alle bestraft werden können, muss der Rest Wasser von der Pumpe zum Internat schleppen, 15 an der Zahl. Und auch das muss ich bewachen. Eigentlich ist es ein simpler Job, einfach ein paar Striche hinter die Namen setzen. Trotzdem bin ich jeden Abend mindestens genauso geschlaucht wie meine Sträflinge. Es ist wirklich nicht einfach, einen Blick auf alle Schummler gleichzeitig zu haben! „Senorita, die anderen 2 Eimer hast du gar nicht aufgeschrieben!“ „Senorita, ich habe schon viel mehr getragen, frag meinen Freund!“ „Nein, Senorita, ich bin wirklich schon fertig!“ Und wenn sie gar nicht mehr weiter wissen, texten sie mich im schönsten Dialekt mit Lichtgeschwindigkeit zu, in der Hoffnung, mich so sehr zu verwirren, dass ich meiner eigenen Liste nicht mehr traue. Aber da sind sie bei mir an der falschen Adresse! Ich schlage mich nicht täglich mit Dona Dumpfbacke herum, um dann an einer Liste zu scheitern. Zumal ich der absolute Listenkönig bin. „Rambo, nein, ich WEISS, dass du erst 5 Eimer getragen hast! Mario, du sollt deinen Eimer VOLL machen!“ Und schon wieder stecke ich in einer Diskussion, bei der ich verbal einfach nur verlieren kann.
Es tut mir wirklich leid, wenn ich sehe, wie 9 jährige Jungs sich mit 2 2l Eimern über 2 Felder mühen. Auf halber Strecke machen sie dann meist Pause, warten auf den nächsten Sträfling und zuckeln dann gemeinsam weiter. Dabei verschütten sie jeweils einen Liter, mangels Kraft aber auch aus Frust.
Manche hören auch einfach auf und lassen mich mit meiner Liste sitzen. Aber die Liste lügt nicht und so trabe ich mit meinem Sträflingstrupp am nächsten Tag wieder zur Pumpe. Alle relativ Lustlos.
Mir gefällt die Aufgabe des Sklaventreibers überhaupt nicht.
Den ersten Tag haben sie etwa alle 7 Eimer getragen, bis sie die Motivation verlassen hat. Am zweiten Tag alle ungefähr 11 und am dritten Tag hatte ich einfach Mitleid mit ihnen. Die letzten beiden Eimer mussten sie nur noch eine Hand breit mit Wasser füllen. Pädagogisch-didaktisch kann ich das insofern rechtfertigen, als dass sie ohnehin schon mehr als nur 15 Eimer getragen haben und
wahrscheinlich wieder bei 11 Eimern aufgehört hätten, wenn man ihnen keinen kleinen Motivationsschub in Aussicht gestellt hätte.

 

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